Mähren von Napoleon
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25 / Die Ohrfeige von Lednice

Zámek 1, 691 44 Lednice
(+420) 519 340 128
www.zamek-lednice.com

GPS: 48.8011433N, 16.8058392E

25 / Die Ohrfeige von Lednice

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In der Mitte zwischen Lednice und Přítluky steht am Weg eine dreiundzwanzig Meter hohe Säule aus Sandsteinquadern, deren Spitze die Form einer Pyramide hat und einen vergoldeten Stern trägt. Diesen Obelisk nennen die hiesigen Einwohner nur „Facka“, was zu Deutsch „Ohrfeige“ bedeutet. Es gibt einige Theorien, wie er zu seinem ungewöhnlichen Namen gekommen sein kann. Nach einigen Quellen wurde er an einer Stelle errichtet, wo die Gattin des damaligen Gutsbesitzers, Fürst Alois Josef I., ihrem Gatten eine Ohrfeige gab. Es gibt aber mehrere Geschichten darüber, was der Grund für diese Ohrfeige war. Manche führen an, dass der Mann das ganze Dorf im Kartenspiel verspielt hatte. Andere behaupten sogar, dass die Fürstin ihren Mann für seine Untreue schlug.

Der Österreichisch-französische Frieden

Nach der Aufschrift auf dem Obelisken war der Anlass für seine Errichtung der Frieden zwischen Österreich und Frankreich, der 8 Jahre vor der Schlacht bei Austerlitz in der italienischen Stadt Campo Formio geschlossen wurde. Den weißen Obelisken von Lednice ließ im Jahr 1798 Alois Josef I. erbauen, der Bruder von Johann I. Josef von Liechtenstein, dem bekannten Befehlshaber in der Schlacht von Austerlitz. Auch er trat genauso wie sein berühmterer Bruder in die österreichische Armee ein, obwohl er als Adeliger vom Militärdienst befreit werden konnte. Er hielt den Kriegsdienst aber nicht lange aus, da er eine schwache Gesundheit hatte. Nach dem Abgang aus dem Militär widmete er sich seinen Vorlieben, nämlich dem Forstwesen und der Gärtnerei. In der Umgebung der Familiensitze pflanzte er zahlreiche Bäume, die aus Übersee stammten – aus ästhetischen und wirtschaftlichen Gründen. Er war auch derjenige, der den Park von Lednice mit Ornamentbauwerken ausstattete.

Die Verschönerung von Lednice

Der Name des Geschlechts Liechtenstein ist sehr eng mit der Geschichte von Südmähren verbunden. Das Geschlecht erwarb das Gut Lednice im Verlauf des 14. Jahrhunderts und besaß es mehr als 600 Jahre lang. Das Gut wurde so zum ältesten Besitz in Mähren, der bis zum 20. Jahrhundert in den Händen eines einzigen Geschlechts blieb. Alljährlich kommen Tausende Touristen, um das wunderschöne, romantische Schloss Lednice zu bewundern, das als Sommerresidenz des Geschlechts diente. Es entstand anstelle einer ursprünglich gotischen Festung und wurde innerhalb der acht Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Sein Aussehen wurde von vier Kunstrichtungen beeinflusst, nämlich der Gotik, der Renaissance, dem Klassizismus und der Neugotik, bis es letztendlich sein heutiges märchenhaftes Aussehen erlangte.

Die Liechtensteiner gehörten zu den ältesten Adelsfamilien in Mitteleuropa. Zu ihrem Sitz wählten sie das nahe gelegene Valtice, von dem wir später noch sprechen werden. Zu den Angehörigen des Geschlechts, die im Zusammenhang mit den napoleonischen Kriegen bedeutend waren, gehörte der bereits erwähnte Unter-Feldmarschall und spätere Kavalleriegeneral Johann I. Josef von Liechtenstein, der gemeinsam mit seinem Cousin Generalmajor Moritz von Liechtenstein an der Schlacht von Austerlitz teilnahm. Der erstere gehörte zu den angesehensten österreichischen Generälen und Diplomaten, auch Napoleon selbst achtete und respektierte ihn. In den Jahren 1805 und 1809 wurde er von Kaiser Franz beauftragt, mit dem französischen Sieger die Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu führen.
Die Werke der Liechtensteiner bildeten eine vollkommene Einheit mit der Natur. Die romantische Landschaft mit goldenen Feldern, grünen Wäldern und Blumenwiesen wurde durch neu geschaffene Teiche und zahlreiche schöne Bauwerke ergänzt. Es wird wohl niemanden überraschen, dass diese Landschaft der „Garten Europas“ genannt wurde. Im Jahr 1996 wurde die Einzigartigkeit des Gebietes Lednice-Valtice auch von den Experten gewürdigt und es wurde in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das Gebiet Lednice-Valtice gilt auch als das größte künstlich geschaffene Landschaftsgebiet in Europa. Die größten Verdienste an der Blüte von Lednice hatten eben die Liechtensteiner, die das Schloss und die Gärten einige Jahrhunderte lang verwalteten und verschönerten.

Die Umgebung des Schlosses wird auch anspruchsvolle Touristen begeistern

Das Schloss Lednice ist von einem wunderschönen Garten umgeben, der sich durch seinen französischen Stil auszeichnet, das bedeutet geometrische Präzision und eine symmetrische Anordnung. Dieser Garten geht dann in einen großflächigen englischen Park über. Neben Hunderten von Blumen, Beeten, Hecken, Brunnen und Statuen befinden sich hier auch einige kleinere Schlösschen und Bauwerke. Falls Sie sich für einen Besuch entscheiden, sollten Sie sicherlich nicht die Besichtigung des schlosseigenen Palmenhauses missen, welches das älteste Bauwerk seiner Art in Europa ist. Auch die künstliche Grotte, die sich direkt unter dem Schloss befindet, wird Sie sicherlich beeindrucken. Sie können hier künstliche und echte Tropfsteine aus dem Mährischen Karst oder Figuren aus den Sagen der Umgebung finden. In der Mitte des Schlossparkes liegt ein Teich, der eine Unmenge von Geld kostete. Sein Preis betrug damals etwa eine Million Gulden, was rund zehntausendmal so viel wie die Mitgift einer reichen Braut war. Auch der eigentliche Bau war ein interessanter Vorgang. Er dauerte 7 Jahre und beschäftigte 700 Menschen – angeblich arbeiteten hier auch französische Gefangene aus den napoleonischen Kriegen. Der Schlossteich ist nur ein kleiner Bruchteil des Teichsystems, das Sie in Lednice und Umgebung finden können. Im Park von Lednice ragt sogar ein Turm empor, von dem normalerweise die Geistlichen in moslemischen Ländern die Gläubigen zum Gebet aufrufen. Es heißt, dass beim Bau dieses Minaretts ein spiralförmiges Baugerüst verwendet wurde und die Maurer Angst hatten, es zu besteigen. Ihre Angst soll erst ein gewisser kaiserlicher Kapral vertrieben haben, der sich entschloss, zu Pferde hinaufzureiten und dies schaffte, ohne dass sich das Gerüst bewegt hätte.