Mähren von Napoleon
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24 / Das Schloss Mikulov

Zámek 1, 692 15 Mikulov
(+420) 519 309 014
www.rmm.cz

GPS: 48.8066161N, 16.6362486E

24 / Das Schloss Mikulov

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Nur wenige Plätze können zu Recht mit dem Attribut „magisch“ bezeichnet werden. Die mährische Stadt Mikulov (zu Deutsch Nikolsburg) mit ihren malerischen Gässchen und Winkeln gehört aber sicherlich dazu. Hier befinden Sie sich im Herzen des Weinanbaugebietes Mikulov, einer Region, deren Reichtum nicht nur in Weinreben besteht. Die Region ist das Tor zum Landschaftsschutzgebiet Pálava. Obwohl Mikulov nicht direkt von den Kämpfen der napoleonischen Truppen berührt wurde, marschierte hier im Jahr 1805 eines der zurückweichenden Korps durch, vier Jahre später wurde die Stadt nach der siegreichen Schlacht von Wagram von Napoleon besetzt.

Die Geschichte der Stadt reicht bis ins 12. jahrhundert zurück. Ab der Mitte des 13. jahrhunderts gehörten Mikulov und die Burg 300 Jahre lang dem Grafengeschlecht der Liechtensteiner. Später ließen andere adelige Eigentümer, nämlich das Geschlecht Dietrichstein, die Burg im frühbarocken Stil umbauen. Dank der Bemühungen des Olmützer Bischofs Kardinal Franz von Dietrichstein, eines der bedeutendsten mährischen Politiker seiner Zeit, wurde Mikulov im 17. Jahrhundert sogar als inoffizielle Hauptstadt des Landes aufgebaut.

Der Waffenstillstand von Austerlitz hielt nicht lange

Napoleon machte am 12. Dezember 1805 auf dem Weg von Brünn nach Wien kurz im hiesigen Schloss Halt (an dieses Ereignis erinnert ein Salon im ersten Stock des Schlosses). Zu der Zeit verliefen bereits die Friedensverhandlungen. Wegen der herrschenden Typhusepidemie zogen aber die Diplomaten beider Seiten aus Mähren nach Bratislava um. Der lange Weg zur endgültigen Gestalt des Friedensvertrages wurde erst am 26. Dezember im Primatialpalais in Pressburg (das heutige Bratislava) vollendet, der Vertrag ging unter der Bezeichnung Frieden von Pressburg in die Geschichte ein. Der Preis für die Niederlage war für Österreich verheerend – es musste auf österreichische und italienische Gebiete und auf seine Ansprüche an die deutschen Staaten verzichten. Außerdem musste es dem Sieger Kriegsreparationen in der Höhe von 140 Millionen Frank zahlen.

Österreich gab seine Hoffnung auf Revanche nicht auf. Eine gute Gelegenheit tat sich im Jahr 1809 auf, als die französische Armee großteils mit dem Krieg in Spanien beschäftigt war. Anfang April fielen die Österreicher in Bayern ein und entfesselten so einen Krieg gegen Frankreich, denn Bayern gehörte zu dessen Verbündeten. Die Franzosen waren überrumpelt und Napoleon erlitt anschließend in der Schlacht bei Aspern seine überhaupt erste Niederlage. Die folgende Schlacht bei Wagram gewann er allerdings wieder. Die österreichische Armee unter der Leitung des jüngeren Bruders von Kaiser Franz I., Erzherzog Karl, war zwar besiegt, aber auch weiterhin kampffähig. Der von den Franzosen verfolgte Erzherzog zog sich auf mährischen Boden zurück, wo die Gegner die Schlacht bei Znaim ausfochten. Das französische Korps von Marschall Davout war damals bis nach Mikulov gekommen. Heute dient das Schloss Mikulov als Museum. Auch seine Position ist einzigartig, es ragt inmitten der Stadt auf dem so genannten Zámecký-Hügel („Schlosshügel“) in die Höhe empor. Neben saisonalen Ausstellungen finden Sie hier auch die Galerie der Dietrichsteiner, die Schlossbibliothek und eine einzigartige Weinbau-Ausstellung. Interessant ist sie vor allem durch ein riesenhaftes Fass, das mit seinen 101 400 Litern Gehalt und einem Gewicht von 26 Tonnen das achtgrößte in Europa ist.

Das historische Zentrum von Mikulov

Das heutige Stadtzentrum und der Hauptplatz entstanden Ende des 16. Jahrhunderts durch eine Verschiebung des ursprünglichen Hauptplatzes, die einen besseren Zugang zum Schloss ermöglichen sollte. Hier befinden sich zahlreiche schöne Renaissancegebäude, ein Brunnen mit dem Familienwappen der Dietrichsteiner und eine monumentale barocke Säule – die Statuengruppe der Heiligen Dreifaltigkeit. Im unteren Teil des Hauptplatzes liegt die imposante Grabkapelle und Gruft der Dietrichsteiner, in der nahen Komenského-Gasse befindet sich wieder das nördlich der Alpen älteste Kolleg des Piaristenordens mit der reich geschmückten Kirche des Hl. Johannes des Täufers. Dank dem Orden dieser Schulbrüder entstanden in der Stadt die ersten Schulen und die Bildung wurde gefördert. Die Ankunft der Piaristen leitete eine der wichtigsten Etappen in der Entwicklung der Stadt Mikulov ein.

Außerordentlich bedeutend ist Mikulov auch für die jüdische Gemeinde, die hier im 15. Jahrhundert gegründet wurde und 300 Jahre lang Sitz der Landesrabbiner war (in den Jahren 1553–1573 war hier auch der berühmte Rabbi Löw tätig). Auf dem Weg zu historischen Sehenswürdigkeiten sollten Sie sicherlich auch die Husova-Gasse besuchen, insbesondere die sog. Horní synagoga („obere Synagoge“), die als Museum der jüdischen Geschichte und Kultur dient. Der jüdische Friedhof unterhalb des Hügels Kozí vrch ist der letzte Ruheplatz der hiesigen Landesrabbiner. Mit einer Fläche von 2 Hektar und 4000 Grabsteinen ist er der zweitgrößte in Tschechien.

Ein romantischer Ausblick vom Tanzberg

Der wunderschöne Ausblick auf Mikulov und seine Umgebung wird Sie reich für den Fußweg auf den Tanzberg („Svatý kopeček“) und die damit verbundenen Anstrengungen belohnen. Auf seinem Gipfel steht die Kapelle des Hl. Sebastian. Der Tanzberg gehört zu den ältesten Wallfahrtsorten in Mähren und der Weg zum Gipfel wird von einem Kreuzweg aus dem Barock gesäumt. An der rechten Seite sehen Sie den Hügel Kozí vrch mit dem Turm Kozí hrádek, der heute als Aussichtsturm dient. Ursprünglich wurde er im 15. Jahrhundert als Artillerie-Wehrturm mit einem Wehrgang und Schießscharten erbaut. Dank ihres einzigartigen Zaubers ist die Stadt Mikulov ein beliebtes touristisches Ziel. Neben Veranstaltungen, die mit dem Wein zusammenhängen, finden hier auch zahlreiche andere Veranstaltungen statt – zum Beispiel Konzerte im Schlosspark oder das Mikulover Musikfest (im Oktober). Ein wahres „Konzert“ für die Geschmacksknospen ist wiederum das reichhaltige Angebot an gastronomischen Spezialitäten im Rahmen des Festivals der Völker in Podyjí, das im Juli stattfindet. Naturliebhaber können die Höhle Na Turoldu besuchen, die aus einem außergewöhnlich verzweigten, siebenstöckigen System aus Gängen, Sälen und Domen besteht. Schon seit einigen Jahren lang finden im Mai in Mikulov militärhistorische Veranstaltungen statt, die an die Zeit der napoleonischen Feldzüge erinnern. Sie reichen sogar über die tschechische Grenze hinaus. Die nahegelegene österreichische Gemeinde Drasenhofen war nämlich in der Vergangenheit gemeinsam mit Mikulov Teil der sog. „Kaiserstraße“.