Mähren von Napoleon
europäische Geschichte in Greifnähe
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15 / Das Schloss Slavkov

Palackého náměstí 1, 684 01 Slavkov u Brna
(+420) 544 221 685
www.zamek-slavkov.cz

GPS: 49.1547744N, 16.8744844E

15 / Das Schloss Slavkov

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Das prunkvolle Barockschloss ist eines der TOP-Ausflugsziele Südmährens und das Wahrzeichen der Stadt Slavkov u Brna, zu Deutsch Austerlitz. Bekannt ist die Stadt vor allem dank der legendären Schlacht vom 2. Dezember 1805, die auch nach ihr benannt wurde – die Schlacht von Austerlitz. Das Gebäude bezauberte damals alle drei Kaiser, die hier übernachteten. Vielleicht wussten Sie aber nicht, dass das Schloss Slavkov auch mit anderen historischen Persönlichkeiten und vor allem mit dem bedeutenden mährischen Geschlecht Kounic verbunden ist.

Die Geschichte des Bauwerks reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, als hier eine Kommende des Deutschen Ordens stand. Dieser Orden wurde schon im Jahr 1190 im damaligen Königreich Jerusalem gegründet und war im Mittelalter einer der größten und mächtigsten christlichen Ritterorden. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts verschuldete er sich aber und seine Bedeutung sank erheblich. Im Jahr 1509 kaufte das Geschlecht Kounic das Herrschaftsgut Slavkov einschließlich der Ortschaften in der Umgebung. Wahrscheinlich zur Zeit von Oldřich von Kounic wurde auf den ursprünglichen Grundmauern ein Renaissanceschloss erbaut. Das Geschlecht Kounic veranlasste auch den späteren barocken Umbau des Schlosses.

Das Schloss als Zeuge des Aufenthaltes dreier Kaiser

Vor der Schlacht beherbergte das Schloss Slavkov einen seltenen Besuch. Hier wohnten zwei der drei Kaiser – der österreichische Kaiser Franz I. und der russische Zar Alexander I., die über die Orte Bohdalice und Bučovice gekommen waren. Auch nach der Schlacht blieb das Schloss nicht leer. Napoleon selbst ließ sein Hauptquartier hierher verlegen, und zwar aus Prestige- und auch aus praktischen Gründen. Als nämlich der österreichische Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein frühmorgens am 3. Dezember auf die Alte Post kam, um ihm die Kapitulation anzubieten, erwähnte er auch, dass beide Kaiser vor der Schlacht hier gewohnt hatten. 

Wie sollte er die siegreiche Schlacht benennen?

Napoleon legte seinen Degen ab und griff zur Feder, um sich eine Weile der Diplomatie zu widmen. Eine seiner ersten Überlegungen war, wie er die soeben gewonnene Schlacht benennen sollte[14]. Er überlegte, wie er eine Schlacht benennen sollte, die auf einer Fläche von etwa 120 km² und in der Nähe von Prace, Tvarožná, Telnice, Šlapanice und vieler anderer Ortschaften stattgefunden hatte. Der Kaiser benannte die Schlacht nach seinem Aufenthaltsort, wo auch sein Stab wohnte – „bataille d‘ Austerlitz“, also die Schlacht bei Austerlitz. In den Abendstunden erklangen vom Schlossbalkon die ersten Worte der Proklamation, die Napoleon für seine Soldaten sprach. Sein Auftritt dauerte einige Minuten und der Kaiser beendete ihn mit folgenden Worten:

„Soldaten! Sobald alles für das Schicksal und den Wohlstand unserer Heimat Notwendige getan sein wird, werde ich Euch nach Frankreich zurückführen. Dort werdet ihr zum Objekt meiner zärtlichsten Fürsorge werden. Mein Volk wird Euch mit Freude wiedersehen, und es wird genügen zu sagen: ich war in der Schlacht bei Austerlitz, damit man antwortet: Siehe da,
ein tapferer Mann!“

Das war sehr typisch für Napoleon. Hoch-trabende und propagandistische Leitsprüche beherrschte er vollkommen. Dafür war er nicht gerade ein Freund konkreter statistischer Angaben. Meist verkündete er nämlich, dass in den Schlachten mehr seiner Feinde gefallen waren, als in Wirklichkeit der Fall war.

Wo wurde die Waffenruhe unterschrieben?

Obwohl Napoleon die Bedingungen der Waf-fenruhe mit dem österreichischen Kaiser Franz bei Spálený mlýn vereinbart hatte, wurde der Vertrag darüber erst zwei Tage später unterschrieben – am 6. Dezember im Schloss Slavkov. Es geschah im heutigen Historischen Saal, der eine besondere Akustik hat. Die damaligen Baumeister wollten nämlich, dass die hier geführten Gespräche nicht von Unbefug-ten gehört werden konnten, der hinter der Tür des Saales lauschen könnten. Die eigentliche Unterschrift des Vertrages fand bereits ohne die Staatsoberhäupter statt. Für die österreichische Seite unterschrieb Fürst Johann I. Josef und für die Franzosen ging Marschall Louis-Alexandre Berthier in die Geschichte ein.
Der Vertrage legte die Grenzlinie fest, die die französische und die österreichische Armee in Mähren und in anderen Ländern der Monarchie trennte. Gleichzeitig wies er das besiegte Russland an, das Gebiet von Österreich und ins-besondere Mähren und Ungarn innerhalb von fünfzehn Tagen zu räumen.

Napoleons Bett ist nicht im Schloss zu finden

Das Schloss mit dem wunderschönen Garten können Sie heute ebenso bewundern wie Napoleon damals. Es wird sogar gesagt, dass Sie in der schlosseigenen Ausstellung das Bett sehen können, in dem Napoleon geschlafen haben soll. In diesem Fall handelt es sich aber um eine Legende, die nicht auf der Wahrheit beruht. Das hiesige Bett wurde nämlich aus mehreren Teilen zusammengesetzt, die aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Einige dieser hölzernen Teile stammen auch aus anderen Möbelstücken – zum Beispiel aus einem Predigtstuhl. Obwohl der französische Kaiser auf dem Schloss in einer Bequemlichkeit schlief, die seinem Status entsprach, legte er in der Regel keinen besonderen Wert auf Luxus. In der Nacht vor der Schlacht legte sich Napoleon auf dem Žuráň für ein paar Stunden in einer provisorischen Hütte nieder, die seine Pioniere für ihn gebaut hatten.

Ihren Besuch des Schlosses können Sie mit einer der historischen oder künstlerischen Ausstellungen und Vernissagen ergänzen, die das Schloss regelmäßig veranstaltet. Interessant, und nicht nur für Schulklassen, sind die Besichtigung der Kellerräume oder die napoleonische Ausstellung im ersten und im Untergeschoss, wo der Besucher durch die Zeit der napoleonischen Kriege geführt wird, vor allem durch die Feldzüge und Kriegsereignisse des Jahres 1805. Im ersten Stock können Sie Figuren der Soldaten und auch von Napoleon selbst sehen, ebenso wie eine Reihe historischer Gegenstände – vor allem Waffen, Uniformen und Militärausrüstung. Im Untergeschoss können Sie sich in drei szenischen Vorstellungen mit der Atmosphäre vor der Schlacht bei Austerlitz (Lager der Soldaten), während des eigentlichen Kampfes (Angriff der französischen Kavallerie auf das russische Fußvolk) und in den schmerzlichen Augenblicken nach der Schlacht (Feldlazarett) bekannt machen. Ein Teil der Räumlichkeiten ist auch den neuzeitlichen Rekonstruktionen der Schlachten gewidmet. Sie können hier auch Repliken der napoleonischen Waffen in die Hand nehmen. Mitte August können Sie sich hier dank einer Veranstaltung namens Napoleonische Tage in die Zeit der Napoleonischen Kriege zurückversetzen, und zwar immer an jenem Samstag, der Napoleons Geburtstag am nächsten liegt (15. 8.). Die Stadt Slavkov lebt auch regelmäßig durch zahlreiche Konzerte auf. Zu den wohl bedeutendsten Veranstaltungen gehört das Festival der klassischen Musik namens Concentus Moraviae, das im Juni stattfindet und an dem 13 mährische Städte teilnehmen.