Mähren von Napoleon
europäische Geschichte in Greifnähe
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5 / Die Burg Špilberk und das misslungene Attentat

Špilberk 1, 662 24, Brno
(+ 420) 542 123 661
www.spilberk.cz

GPS: 49.1942150N, 16.6000261E

5 / Die Burg Špilberk und das misslungene Attentat

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In der Burg Špilberk (zu Deutsch Spielberg), die auch der Kerker der Nationen genannt wird, verbüßten auch die gefährlichsten Verbrecher der habsburgischen Monarchie ihre Strafen. In vielen Fällen handelte es sich eigentlich um politische Gefangene. In der Zeit ihrer Entstehung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts diente die Festung Špilberk als Burg der Könige von Böhmen und als Sitz der mährischen Markgrafen. Im 17. Jahrhundert wurde die Burg zu einer uneinnehmbaren Festung. Ihr untrennbarer Bestandteil waren auch die unterirdischen Kasematten, die kurz auch als gefürchteter Kerker dienten. Auch einen Heerführer von Napoleons Qualitäten musste sicherlich erfreuen, als er erfuhr, dass er die mächtige Festung nicht erobern musste. Er freute sich auch über den Bericht über Waffen und weitere Ausrüstungsgegenstände, die seine Soldaten in der Burg gefunden hatten – es handelte sich um 3000 Zentner Schießpulver, 60 Kanonen, 6000 Gewehre, zahlreiche Uniformen, Soldatenstiefel und Nahrungsmittel[3]. Die gute Laune des französischen Kaisers verschwand aber wieder, als ihm ein Kurier Einzelheiten über die verlorene Seeschlacht bei Trafalgar überbrachte, ein Ereignis, das zu dieser Zeit schon einen Monat alt war. „Ich kann doch nicht überall sein,“ ließ sich Napoleon mit Zähneknirschen vernehmen. Umso mehr wollte er den Alliierten seine Macht auf dem Festland zeigen.

Ein waghalsiger Plan, um Napoleon loszuwerden


Nur so nebenbei gesagt, vielleicht hätte nicht viel gefehlt und die Franzosen hätten eine schreckliche Nachricht von Špilberk nach Paris übermitteln müssen, nämlich wenn der Plan des Handwerksgesellen Kristl aus Bouzov gelungen wäre, welcher beim Zirkelschmiedmeister Mittermaier in Brünn arbeitete. „Napoleon ist ein verfluchter Kerl, der uns nur Unglück und Krieg gebracht hat. Ich lauere ihm mit einem Gewehr auf und die Sache ist erledigt,“ vertraute er sich seinem Meister an. Der Geselle plante, Napoleon in dem Moment zu erschießen, in dem er mit seinem Gefolge das Brünner Tor in Richtung Špilberk durchqueren sollte. Dem Gesellen mangelte es zwar nicht an großmäuligen Äußerungen, aber wie Sie richtig ahnen, verließ die Kugel nie sein Gewehr. Napoleon durchkreuzte noch weitere sechzehn Jahre gesund und munter ganz Europa und fand im Jahr 1809 wieder seinen Weg nach Brünn. Dies geschah nach den Niederlagen Österreichs bei Wagram und Znaim. Aufgrund des vereinbarten Waffenstillstandes besetzte die französische Armee einen Teil Südmährens einschließlich der Burg Špilberk. Für Brünn und seine Bewohner war diese zweite Besetzung bei weitem nicht so vernichtend wie die erste, für die Festung hatte sie aber fatale Folgen. Nachdem Napoleon sie ein zweites Mal besichtigt hatte, befahl er, die Wehrmauern niederreißen zu lassen und den Burgbrunnen verschütten zu lassen. Er wollte nämlich keine so uneinnehmbare Burg im Rücken haben. Somit hatte Špilberk endgültig seine ehemalige militärische Bedeutung verloren[49]. Auch heute noch ist in Špilberk einiges zu sehen. Im Museum gibt es 7 Dauerausstellungen zur Geschichte der Stadt Brünn, zur Kunst und Architektur, und eine vielfältige Auswahl an kurzfristigen Ausstellungen. In den Sommermonaten werden der Burghof und weitere Räumlichkeiten für verschiedene Kulturveranstaltungen genutzt – Konzerte, Theatervorstellungen und historische Szenen. Das Tüpfelchen auf dem i für Mutige ist ein Besuch der geheimnisvollen Kasematten. Die Besichtigung des dunklen Labyrinths von Wegen ist nämlich auch heute noch ein starkes Erlebnis.

Der Heldentod von General Valhubert


Ein weiteres Andenken an die Dreikaiserschlacht ist der Grabstein des höchstrangigen französischen Befehlshabers, der in der Schlacht fiel – General Valhubert. Den Grabstein finden Sie im Tyršův-Park zwischen den Straßen Kounicova und Botanická. Also in der etwas „entfernteren Vorburg“, unweit vom Zentrum Brünns. Valhubert verteidigte den von den Franzosen besetzten Hügel Santon vor den Truppen der Alliierten unter der Führung von General Bagration. Irgendwo dort wurde er tödlich getroffen. Er wurde entweder von einer Kanonenkugel oder von einem Granatsplitter getötet [10]. Sein Heldentum verließ ihn aber bis zuletzt nicht. Als ihm seine Soldaten helfen wollten, soll er sie mit folgenden Worten angefahren haben: „Kehrt an eure Plätze zurück, sterben kann ich auch hier. Es ist nicht nötig, dass wir wegen einem Mann sechs weitere verlieren!“ Obwohl er sichtbar gelitten haben musste, hätte man weder ein Stöhnen noch ein Ächzen aus seinem Munde vernommen,in Ruhe diktierte er seinem Adjutanten seinen letzten Willen: „Fahrt zum Kaiser. Sagt ihm, dass ich innerhalb einer Stunde tot sein werde. Ich wollte mehr erreichen… ich hinterlasse ihm meine Familie…“ Trotz der Proteste des Generals brachten ihn die Soldaten in das Lazarett nach Šlapanice und von hier aus nach Brünn. Valhubert bekam die beste Pflege, drei Tage später starb er dennoch. Die Trauerfeier fand in der Kirche des Hl. Jakob statt. Nach der Messe trugen die Soldaten seine sterblichen Überreste auf den heute nicht mehr existierenden Stadtfriedhof und feuerten während der Beerdigung drei Salven ab.