Mähren von Napoleon
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27 / Rückzugskämpfe bei Drnholec


GPS: 49.1014022N, 16.7194894E

27 / Rückzugskämpfe bei Drnholec

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Der Name der Marktgemeinde, die rund 10 km von Mikulov entfernt ist und am linken Ufer des Thayaflusses liegt, ist genauso interessant wie ihre Geschichte. Der ursprüngliche deutsche Name Dürnholz, also „dürres Holz“, beschreibt den Ort bestens. Gemäß langfristigen meteorologischen Messungen gilt Drnholec nämlich als die trockenste Stelle in Mähren. Aus der Sicht der Geschichte und der Sehenswürdigkeiten hat die Gemeinde aber einiges zu bieten. Davon können Sie sich beim hiesigen Schloss, dem Renaissance-Rathaus oder in der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit überzeugen. Drnholec hat auch einen historischen Zusammenhang mit Napoleon. Seine Truppen hielten sich hier im Jahr 1809 sowohl vor der Schlacht bei Znaim als auch danach auf.

Die Armee marschiert wieder nach Mähren

Sie wissen bereits, dass der Waffenstillstand zwischen den Österreichern und den Franzosen nach der Schlacht von Austerlitz nicht von langer Dauer war. Die nächsten Auseinandersetzungen begannen nur vier Jahre später. Die Österreicher unter der Führung von Erzherzog Karl Ludwig von Österreich siegten zunächst auf heimischem Boden bei Asparn, danach mussten sie sich aber bei Wagram vor Napoleon beugen. Erzherzog Karl zeichnete sich durch große persönliche Tapferkeit aus und ging als jener Heerführer in die Geschichte ein, der Napoleon als Erster im Kampf besiegt hatte. Trotz des Misserfolges bei Wagram (5.–6. Juli 1809) war Karls Armee nicht gänzlich besiegt, sie verfügte über Vorräte und Kriegsmaterial und konnte im Kampf fortfahren. So wie schon vor Jahren zogen sich die Österreicher nach Mähren zurück, kamen aber diesmal nicht bis nach Brünn. Das planten sie auch gar nicht – Karl wollte die Truppen erst in Böhmen formieren, wohin er über Znaim, Moravské Budějovice und Jihlava gelangen wollte.

Alle österreichischen Korps bis auf ein einziges marschierten auf der so genannten Znaimer Straße in Richtung Hollabrunn und Znaim. Nur der aus Graz stammende Fürst Rosenberg hatte eine andere Aufgabe. Er sollte ein Tarnmanöver durchführen, das die Franzosen von der Spur abbringen und dem Rest der österreichischen Armee einen ungestörten Rückzug ermöglichen sollte. Das IV. Korps unter der Führung von Rosenberg brach als einziges in eine andere Richtung auf – in das österreichische Laa und danach das mährische Mušov. Zu Beginn fiel die französische Armee auch wirklich auf diese Taktik hinein und verzeichnete die Rückzugsrichtung des Gegners nicht[11]. Napoleon entsandte die Korps der Marschälle Marmont und Masséna, um die Österreicher zu verfolgen. Marmont zog in Richtung Laa und Masséna entlang der Znaimer Straße. Es handelte sich aber nur um Vortruppen, die Näheres über die Rückzugsrichtung des Gegners feststellen sollten. Aufgrund der erhaltenen Informationen würde Napoleon dann seine Haupteinheiten in die richtige Richtung entsenden.

Die Prophezeiung von Radetzky

Den Nachzug von Rosenbergs 4. Korps bildete die Division von Unter-Feldmarschall Radetzky, der bereit war, etwaige französische Angriffe abzuwehren. Radetzky war ursprünglich ein tschechischer Adeliger. Er hatte in Brünn an der Ritterakademie studiert, also einem Internat, wo junge Adelige, zukünftige Beamte und Diplomaten geschult wurden. Mit der Zeit arbeitete er sich zu einem der meistrespektierten Feldherren des 19. Jahrhunderts hinauf. Angeblich soll er sich mit 18 Jahren von einer alten Zigeunerin sein Schicksal aus der Hand gelesen haben lassen. „Junger Mann, dich erwartet eine vorzügliche Militärkarriere. Sterben wirst du aber anderswo als auf dem Schlachtplatz,“ sollte die Greisin angeblich gesagt haben. Und so geschah es auch. Radetzky starb in einem Alter von bewundernswerten 91 Jahren. Er rutschte auf dem gewachsten Fußboden im Zimmer seiner Residenz in Milan aus, brach sich den Schenkelhalsknochen und unterlag den Folgen dieser Verletzung.

Aber nun zurück zur Schlacht, die bei Znaim bevorsteht. Radetzkys Nachzug bemüht sich den ganzen Tag, die Patrouillen von Marmonts 11. Korps zu verwirren und täuscht ihnen einen Rückzug der Hauptkräfte in Richtung Brünn vor. Die gegnerischen Soldaten beobachteten ihn aber nicht nur aus sicherer Entfernung, es kam auch zu Waffengeklirr. Radetzky verschanzte sich mit seiner Infanterie eben bei Drnholec, wo sich erbitterte Kämpfe abspielten.

Zufällig verratene Pläne

Auch verschiedene Zufälle führten dazu, dass die Armeen letztendlich bei Znaim aufeinandertrafen. Zum Beispiel dank einer misslungenen Kavallerieoperation der Österreicher stellten die Franzosen letztendlich fest, wohin der größte Teil der österreichischen Armee hinzielte. Der österreichische Fürst Rosenberg entsandte nämlich einen Teil seiner Kavallerie zu Erkundungen in Richtung Dyjákovice, das westlich von Drnholec und auf halbem Wege nach Znaim liegt. Diese Truppen wurden von französischen Kundschaftern verfolgt, die aber noch etwas weiter nach Westen kamen und an die österreichischen Korps auf dem Rückzug nach Znaim gerieten. Marschall Marmont entsendete sofort einen Kurier zum Generalstab und zog selbst nach Dyjákovice, wo er sich am 9. Juli auf dem hiesigen Schlösschen einquartierte. Der Weg aus Drnholec nach Znaim war aber für Marmont nicht wirklich sorgenfrei. Angeblich hatte er große Schwierigkeiten, sein Korps zu organisieren. Die meisten Soldaten hatten sich in dieser weintragenden Gegend nämlich hemmungslos betrunken und der zackige Marsch wurde zu einem Voranschleppen.

Die Gemeinde Drnholec wurde die französischen Soldaten auch nach der Schlacht bei Znaim nicht los. Vier französische Regimente rbauten nämlich auf dem Hügel Layerberg in der Nähe, in Richtung Brod nad Dyjí, ein Militärlager auf. Und alle Ortschaften im Herrschaftsgut Drnholec mussten ihnen eine bestimmte Menge an Getreide und Wein abliefern. Das war aber nicht alles. In den Gasthäusern tranken die Franzosen den Wein umsonst. Umgerechnet auf heutige Kronen würden die Kosten für ihren dreimonatigen Aufenthalt in die Millionen gehen. Sie tranken unglaubliche 170 000 Liter Wein. Im Oktober des Jahres 1809 bekam der Hügel Layerberg ein neues Aussehen. Der Lagerleiter ließ hier nämlich ein Marmordenkmal zu Ehren Napoleons errichten. Einige Jahre nach dem Abmarsch der Franzosen wurde das Denkmal auseinandergenommen und im Schuppen des Schlosses Drnholec aufbewahrt. Später wurde es in das Depositorium des Mährischen Landesmuseums in Brünn überführt.

Drnholec gehört auch heute zu den attraktiven Plätzen Südmährens. Schon von weitem ist über dem Ort die Silhouette des Schlosses zu sehen, welches anstelle einer ehemaligen mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert steht. Genauso wie die anderen hiesigen Baudenkmäler war auch das Schloss ab dem 14. Jahrhundert im Besitz der Liechtensteiner. Das Herrschaftsgut Drnholec gehörte noch ungefähr zwei Jahrhunderte lang zu ihrem Besitz, danach wurde Christoph von Tiefenbach zum neuen Eigentümer. Neben dem Renaissance-Schloss können Sie in der Gemeinde auch das Pfarrhaus besuchen, die Teil des frühgotischen Ortszentrums ist, oder auch die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit aus dem 18. Jahrhundert. Ein Genuss für alle Sinne sind auch der Ausblick in die Umgebung mit den nahe gelegenen Weinbergen oder die Weinverkostung in den hiesigen Weinkellern. Eine aktive Erholung können die Besucher auch an den drei Stauseen von Nové Mlýny genießen, die an der Thaya an der Nordgrenze von Pálava liegen.