Mähren von Napoleon
europäische Geschichte in Greifnähe
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21 / Vyškov, das einstige mährische Versailles

nám. Československé armády 475/2, 682 01 Vyškov
(+420) 517 348 040
www.muzeum-vyskovska.cz

GPS: 49.2765894N, 16.9970747E

21 / Vyškov, das einstige mährische Versailles

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Die alte Bischofsstadt Vyškov liegt am Oberlauf des Flusses Haná, fast 40 km nordöstlich von Brünn. Dank ihrer vorteilhaften Lage an der Kreuzung von Handelswegen von Brünn nach Olomouc und Kroměříž reicht ihre Geschichte bis in das 12. Jahrhundert zurück. Die strategisch günstige Lage steigerte aber in Kriegszeiten das Risiko von Angriffen. Die Stadt wurde von den Hussiten geplündert und während des Dreißigjährigen Krieges zweimal von den Schweden besetzt. Ihre größte wirtschaftliche Blüte erlebte sie im 17. Jahrhundert. Der damalige Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn ließ einen umfangreichen Flügel mit einer Bildergalerie an das Schloss anbauen.

Das Schloss Vyškov und seine fantasievollen Gärten

Auch heute prägt das Schloss gemeinsam mit der Kirche Mariä Himmelfahrt und dem Renaissance-Rathaus die typische Silhouette der Stadt. Der Bischof ließ auch den wunderschönen Schlossgarten erweitern. In dieser Zeit wurde Vyškov das „mährische Versailles“ genannt. Die berühmten Gärten, die heute in Kroměříž zu finden sind und auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes stehen, sollen angeblich hier ihr Vorbild gehabt haben.

Die glorreichste Zeit wurde von einem Brand beendet, der die Stadt im Jahr 1753 verheerte. Heute dient es als Museum mit acht Dauerausstellungen. Sie können hier vor allem eine umfangreiche Kollektion von Volkskeramik aus Vyškov bewundern. Die Tradition ihrer Herstellung reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Sie erfahren hier auch Interessantes über einen der angesehensten Arabisten und Orientalisten aus dem Umbruch des 19. und 20. Jahrhunderts, Alois Musil, der aus Rychtářov stammte (heute ein Stadtteil von Vyškov). Musil popularisierte seine reichen Erfahrungen aus vielen Reisen in den Nahen und Mittleren Osten in Abenteuerbüchern, deren Ereignisse sich in der arabischen Welt abspielten. Falls Sie gerne lesen, können Sie diese Bücher in der Bibliothek in Vyškov ausleihen.

Siege und Niederlagen wie am laufenden Band

Die französische Armee drang am 21. November 1805 nach Vyškov ein und an diesem Tag kam sogar Napoleon Bonaparte selbst in das Schloss, um hier seine Generäle Treilhard und Milhaud zu treffen. Unterwegs erkundete er aufmerksam die Umgebung. Am Tag zuvor hatten die Truppen des russischen Generals Kutusow die Stadt in Richtung Olomouc verlassen, um sich den Einheiten von Kaiser Franz und Zar Alexander anzuschließen und so eine alliierte russisch-österreichische Armee zu bilden. Kurz darauf kam es aber wieder zu einem Wechsel der Truppen in der Stadt. Am 25. November versuchten 5000 russische Kosaken, nach Vyškov einzudringen, die Franzosen konnten aber noch ihre Stellungen halten. Sie blieben hier bis zum 28. November, an dem die Stadt nach einem Kampf, der unter dem Namen „Scharmützel von Vyškov“ in die Geschichte einging, wieder von den Alliierten besetzt wurde. Es heißt, dass die Hufe der Pferde die umliegenden Felder so stark zertrampelten, dass das ausgesäte Getreide im Frühling nicht keimen konnte.

Auf dem Schloss fand danach eine Beratung des Stabes der Alliierten statt, an der auch der russische Zar Alexander I. und der österreichische Kaiser Franz I. teilnahmen. Beide Herrscher übernachteten hier auch.

Die wirklichen historischen Ereignisse rund um die Schlacht, unter anderem auch das Treffen beider Herrscher in Vyškov, bilden die Kulissen für das weltberühmte, vierteilige Romanepos des russischen Schriftstellers Lew Nikolajewitsch Tolstoi – Krieg und Frieden. Im Archiv der Staatsbibliothek in Moskau befindet sich ein Gemälde des Zaren Alexander in Vyškov, als die Franzosen am 28. 11. 1805 hier verdrängt wurden.

Die Geschehnisse aus der Zeit der napoleonischen Kriege spiegeln sich auch in vielen Volksliedern wider. Eines davon bezieht sich sogar auf Vyškov und erinnert daran, wo die Truppen durchgezogen sind:

„Unweit von Prostějov, Vyškov
fiel meinem Pferd das Hufeisen ab.
Lieber Schmied, mach mir ein neues,
mein Pferd gehört unter keinen Husaren.“[7]

Auch in Vyškov finden alljährlich Ende November und Anfang Dezember Gedenkveranstaltungen zur Dreikaiserschlacht statt, wo auch Soldaten in zeitgenössischen Uniformen nicht fehlen dürfen. Einige von ihnen nehmen an mehrtägigen, historisch korrekten Fußmärschen an den Kampfplatz teil und führen in manchen Städten und Dörfern die Scharmützel vor, die sich hier auch im Jahr 1805 abspielten.

Die jüdische Synagoge und der 17. Meridian

Auf der südöstlichen Seite des Masaryk-Platzes in Vyškov wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine Synagoge in neuromanischem Stil erbaut (zu dieser Zeit lebten in Vyškov einige jüdische Familien, die rund 5 % der Einwohner bildeten). Die Position der Synagoge direkt auf dem Hauptplatz ist sehr außergewöhnlich. Rund 1,5 km östlich von der Synagoge befindet sich auch ein jüdischer Friedhof.

Interessant ist, dass Vyškov genau auf dem 17. Meridian östlicher Länge liegt. Eben auf dem Masaryk-Platz finden Sie eine ins Pflaster eingesetzte Tafel, welche kennzeichnet, wo der Meridian durch den Platz verläuft. Der Platz selbst hat eine einzigartige dreieckige Form, die am besten vom Rathausturm zu sehen ist. Die Stadt ist auch heute eng mit der Armee verbunden. Schon seit dem Jahr 1936 ist sie ein Heeresstandort, der zur Brünner Militäruniversität gehört und mit der Zeit zum bedeutendsten Zentrum für die Vorbereitung der Berufssoldaten im Rahmen der tschechischen Armee wurde. Sie können auch das Flugmuseum Vyškov besuchen, das sich am hiesigen Flugplatz befindet und Bomben- und Aufklärungsflugzeuge und sonstige Militärtechnik zu bieten hat.

Tiere aus der Gegenwart und Vorgeschichte

In unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums, rund 10 Gehminuten vom Busbahnhof und Bahnhof entfernt, befindet sich der ZOO-Park. Kleine und große Besucher können hier auf 4 Hektar verschiedene Haustierarten aus der ganzen Welt bewundern. Sie können sich auch in längst vergangene Zeiten zurückversetzen und den Dinopark mit prähistorischen Tieren in Lebensgröße und 3D-Kino besuchen.

Die Region Vyškov hat unzählige einzigartige, historische Objekte zu bieten – Reste befestigter Wallburgen und Burgen, Kapellen und Volksbauwerke wie zum Beispiel die Strohhütten in Ježkovice und Ruprechtov. In der nahen Ortschaft Luleč dient ein ehemaliger Steinbruch als Freibad. Was die Naturschönheiten angeht, so sind auch der Naturpark Říčky und das malerische Tal des Baches Rakovec einen Besuch wert. Nordöstlich von Vyškov erstreckt sich die mannigfaltige Landschaft der Region Melicko. In Pustiměř finden Sie neben den hiesigen tiefen Wäldern und Resten einer mittelalterlichen Burg auch Reste einer romanischen Rotunde aus dem 12. Jahrhundert, die dem Schutzherren aller Ärzte, dem Hl. Pantaleon, geweiht war. Der geflutete Steinbruch in Drysice ist ein Paradies für Sporttaucher.