Mähren von Napoleon
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29 / Ein weiterer Triumph von Napoleon

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29 / Ein weiterer Triumph von Napoleon

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Wenn der Name der Stadt Znaim ausgesprochen wird, stellen sich die meisten Tschechen köstliche Gewürzgurken vor, die das Gemüsewahrzeichen der Stadt sind, oder auch Wein und die Weinlese. Auch Napoleon schrieb aber sein Kapitel in der Geschichte der Stadt. Während seines Zuges nach Austerlitz im Jahr 1805 hielt er sich auch in Znaim auf und um vier Jahre später wurde die Stadt zum Zeugen eines weiteren französischen Sieges in der Schlacht, die den Namen Schlacht bei Znaim trägt.

Was die Anzahl der eingesetzten Soldaten betrifft, war hier die französische Armee in einer erheblichen Überzahl. Es muss aber gesagt werden, dass die einzelnen französischen Korps nacheinander und aus verschiedenen Richtungen auf dem Kampffeld ankamen, während sich die österreichische Armee in einem relativ zusammenhängenden Ganzen bewegte und deshalb anfangs schlagkräftiger war. Am Abend des 11. Juli zählte die französische Armee etwa 100 000 Mann, ein Teil der Einheiten hatte aber gar nicht mehr die Gelegenheit, in die Kämpfe einzugreifen.12]. Auf der österreichischen Seite nahmen auch Bataillone von Freiwilligen teil. Hierzu gehörte auch die so genannte Landwehr, die kurz vor dem Krieg im Jahr 1809 gegründet worden war und immer dann zum Einsatz kommen sollte, wenn das Land in Gefahr war.

Der zweite Tag schwerer Kämpfe

Die Schlacht dauerte zwei Tage – am 10. Juli hatten sich die schwersten und wichtigsten Kämpfe bei der Gemeinde Dobšice abgespielt. Hier wurde die Schlacht aber noch nicht entschieden. Gewehr- und Kanonenschüsse verkündeten auch den Beginn des nächsten Tages. Noch im Verlauf der Nacht war das Korps von Marschall Masséna an der Brücke von Oblekovice angekommen (die ehemalige Gemeinde Oblekovice ist heute ein Stadtteil von Znaim). Um 8 Uhr morgens leitete das Korps gleich mit einem Kanonenfeuer den Angriff auf die Brücke ein, die von den Franzosen zweimal erobert und dann sofort wieder eingebüßt wurde. Vor neun Uhr griff Marmonts bayrische Infanteriedivision koordiniert von Dobšice her an und drängte die Österreicher bis zur Stadt zurück. Die Einheiten von Marschall Masséna besetzten letztendlich auch die Brücke von Oblekovice. Der Marschall selbst verfolgte die Kämpfe vom gegenüberliegenden Thayaufer. Wegen einer Beinverletzung konnte er nicht persönlich daran teilnehmen, was ihn ziemlich aufregte. Angeblich soll er seinen Zorn an seiner Umgebung ausgelassen haben und einige der Männer in seiner unmittelbaren Nähe bekamen wohl eine Ohrfeige oder einen Fußtritt ab. Seine Soldaten vom 18. Infanterie-Linienregiment dagegen hatten allen Grund zur Freude. Sie hatten nämlich das Kloster Louka in Znaim besetzt und zu ihrer großen Freude fielen ihnen auch die gut gefüllten klösterlichen Weinkeller in die Hände. Sie begannen sofort mit dem Genuss der köstlichen Beute. Innerhalb kürzester Zeit konnten sie fast nicht mehr auf den eigenen Beinen stehen. Angeblich torkelten sie so sehr herum, dass ihr Befehlshaber Legrand alle Hände voll zu tun hatte, sie zum Kampf zu bewegen. Nun, es heißt nicht umsonst, dass Manöver in Weinbaugebieten immer negative Auswirkungen auf die Kampffähigkeit der einen oder anderen Armee hatten und ihre Märsche wesentlich verlangsamten. Um zehn Uhr herum tauchten am Horizont oberhalb von Dobšice die französischen Verstärkungstruppen auf, angeführt vom Kaiser selbst. Von seinem Standort zwischen Dobšice und Suchohrdly aus übernahm Napoleon sofort das Kommando.

In den Nachmittagsstunden bedeckte sich der Himmel über Znaim und es begannen große Regentropfen zu fallen. Die erschöpften Soldaten waren bis auf die Haut durchnässt. Und noch schlimmer, die Feuchtigkeit schadete auch dem Schießpulver. Die Gewehre erfüllten ihren Zweck nicht mehr und es wurde mit Bajonetten gekämpft. Auf beiden Seiten wechselten sich Erfolge und Misserfolge ab. Die Franzosen kamen bis zur Stadt Znaim, wurden aber dann von den Verteidigern nach Starý Šaldorf zurückgedrängt. Die kaiserlich-königliche Kavallerie bestand zumeist aus Böhmen, Mähren und Schlesiern, galt zu ihrer Zeit als eine der besten und machte ihrem Namen auf dem Schlachtfeld alle Ehre. Den Franzosen gelang es nicht, sie zu durchbrechen. So konnten sie den Rückzugsweg der österreichischen Armee nach Moravské Budějovice nicht abschneiden[11].

Um sechs Uhr abends erfuhr Erzherzog Karl von der Ankunft des 3. französischen Korps von Marschall Davout. Ihm war klar, dass der Gegner dadurch viel zahlreicher und stärker geworden war. Ein weiterer aktiver Widerstand würde fast mit Sicherheit eine Katastrophe bedeuten. Deshalb entsandte der Erzherzog seinen Stabschef Wimpfen nach Suchohrdly, um einen Waffenstillstand anzubieten. Der französische Kaiser stimmte zu.

Napoleon im Kloster Louka

Nach dem Ende der Kämpfe machte sich Napoleon in Begleitung seiner Garde in das Pfarrhaus Louka auf, um das hiesige Prämonstratenkloster zu besichtigen. Dieses war im Jahr 1190 vom Znaimer Fürsten Konrad Otto und seiner Mutter Maria gegründet worden. Die langfristige Gönnerschaft der ersten tschechischen Fürsten- und Königsdynastie, der Přemysliden, brachte dem Kloster eine Reihe von materiellen Vorteilen. Es wurde so in Kürze zu einem der bedeutendsten Zentren des geistlichen und wirtschaftlichen Lebens in Südwestmähren. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war hier der weltbekannte Erfinder Prokop Diviš als Prior und später auch als Pfarrer tätig. Neben seinem geistlichen Leben beschäftigte er sich auch mit Versuchen mit der Elektrizität. Er schuf den ersten geerdeten Blitzableiter der Welt. Nach dem Besuch des Klosters Louka machte sich der französische Kaiser auf den Weg nach Wien. Direkt nach Znaim hinein reiste er damals nicht. Einige Jahre zuvor, während des Marsches nach Austerlitz, war er aber in der Stadt gewesen. Damals wohnte er im Haus des Stadtbürgers Schulze, das heute unter dem Namen Ugart-Palais bekannt ist. Es befindet sich auf dem Horní-Platz und verbirgt auch ein stilvolles, „napoleonisches“ Restaurant. An den Aufenthalt von Napoleon im Haus erinnert eine Gedenktafel an der Wand. Nach historischen Quellen hielt sich der französische Kaiser mit seiner Suite nur eine Nacht in Znaim auf, danach reiste er in Richtung Brünn ab. Nach der Dreikaiserschlacht kehrten die Franzosen wieder nach Znaim zurück und verließen die erschöpfte Stadt erst im Januar 1806.

Ein reiches Angebot an Sehenswürdigkeiten

Znaim ist auch heute noch eine Stadt, die einen Besuch wert ist. In ihrem historischen Zentrum sollten Sie das Daun-Palais im spätbarocken Stil besichtigen, das während der Besetzung im Jahr 1809 als Sitz des französischen Generals Masséna diente (an dieses Ereignis erinnert auch eine Informationstafel in der Einfahrt). Interessant und einzigartig ist das Überbleibsel der Burg der Přemyslidenfürsten, die romanische Rotunde der Hl. Katharina. Einen Besuch wert sind auch die Burg Znaim, die Kirche des Hl. Nikolaus, der Aussichtsturm auf dem Rathaus, das Kraftfahrmuseum und auch der Znaimer Untergrund mit einem Komplex von unterirdischen Gängen. Das Labyrinth unter dem Stadtzentrum hat vier Etagen mit ca. 30 km Gängen und gehört somit zu den größten Labyrinthen in Mitteleuropa. Der außergewöhnliche Spaziergang durch den Untergrund gehört zu den TOP-Ausflugszielen Südmährens und wird von der Ausstellung „Geheimnisvoller Untergrund“ ergänzt, die den Besuchern Märchengestalten, ein Alchimistenlabor, lebendige Felsen und Kerkerzellen zeigt. In der sommerlichen Hitze können Sie sich im städtischen Freibad in der Nähe des Klosters Louka erfrischen. Sie können auch den touristischen Straßenzug nutzen, der Sie zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt bringt. Im Zentrum von Znaim können Sie im Sommer sogar lebendige Statuen bedeutender historischer Persönlichkeiten sehen – Napoleon und Vivaldi. Während einiger thematischer Führungen können Sie in den Gassen der Stadt den städtischen Nachtwächter treffen, der am Abend die neunte und zehnte Stunde verkündet. Znaim hat noch eine bedeutende historische Persönlichkeit zu bieten. Zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war hier der Hl. Klemens Maria Hofbauer tätig, ein Geistlicher und Mitglied des Redemptoristenordens, der durch sein wohltätiges Wirken bekannt war. Heute ist er der Patron der Städte Wien und Warschau. Auf dem Haus auf dem Václavské-Platz, wo er den Bäckerberuf lernte, ist eine Gedenktafel angebracht.