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30 / Waffenstillstandsabkommen in Suchohrdly


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30 / Waffenstillstandsabkommen in Suchohrdly

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Die erste Erwähnung der Gemeinde Suchohrdly finden wir schon in historischen Quellen vom Beginn des 13. Jahrhunderts. Der aus dem slawischen stammende Name bedeutet so viel wie „trockene Kehlen“ und soll angeblich aus den typischen Eigenschaften der hiesigen Einwohner entstanden sein, die angeblich sehr arbeitsam waren, aber die Unterhaltung zu kurz kommen ließen. Außerdem ist bekannt, dass sich die hiesigen Alteingesessenen fast ausschließlich mit dem Weinbau beschäftigten und ihre hochwertigen Weine bis nach Wien verkauften. Neben ihren fruchtbaren Weinbergen ist die Gemeinde Suchohrdly auch durch Kriegsereignisse bekannt. Die größten Schäden erlitt sie im Jahr 1809, als bei Znaim gekämpft wurde. Napoleon befehligte die Schlacht um die Stadt von hier aus, unter einer hiesigen denkmalgeschützten Eiche stehend. Und es war auch ein Gutshof in Suchohrdly, wo der Waffenstillstand unterschrieben wurde, der den französisch-bayrisch-österreichischen Krieg beendete.

Die geschützte Napoleon-Eiche

Es war der 11. Juli 1809, der zweite Tag der Kämpfe, die als die Schlacht bei Znaim in die Geschichte eingehen sollten. Napoleon stand unter einer mächtigen Eiche auf dem Hügel bei Suchohrdly und erteilte allen freien Einheiten den Befehl, sich in die Umgebung von Přímětice zu begeben, einer ehemaligen Gemeinde, die heute ein Stadtteil von Znaim ist. Danach begann Napoleon den österreichischen linken Flügel zu umgehen, um zur Straße nach Moravské Budějovice vorzudringen und den Rückzug der österreichischen Truppen nach Jihlava abzuschneiden. In der Nähe seines Standortes hielt sich auch die berühmte Kaisergarde auf, die den französischen Kaiser von Wien bis nach Znaim begleitet hatte. Der ursprüngliche Baum steht schon einige Jahrzehnte nicht mehr an dieser Stelle. Im Jahr 1931 wurde hier aber eine neue Eiche gepflanzt. Dennoch können Sie heute zumindest einen Teil der ursprünglichen Napoleon-Eiche sehen, ihr Stamm ist nämlich im Südmährischen Museum Znaim zu finden.

Napoleon nimmt den Waffenstillstand an

Suchohrdly spielte auch in der Endphase der Schlacht bei Znaim eine Rolle. Im Gutsgebäude namens Červený dvůr („Roter Hof“) befand sich am 11. Juli 1809 der Generalstab der französischen Armee, geleitet vom berühmten Marschall Berthier. Dieser hatte angeblich fast als einziger den Mut, Napoleon schlechte Nachrichten zu überbringen, und tat dies sogar freiwillig. Diesmal musste er aber keine unangenehmen Neuigkeiten bringen, im Gegenteil. In den Nachmittagsstunden kam der österreichische Stabschef General Wimpfen, der von Erzherzog Karl mit einem Angebot zum Waffenstillstand entsandt worden war, am Gutshof an. Napoleon berief eine Besprechung der befehlshabenden Marschälle und Generäle ein. Diese waren bald zu einer Ansicht gekommen. „Wir empfehlen, den Waffenstillstand abzulehnen,“ sagten sie einstimmig. Sie waren sich nämlich ihres Sieges sicher, wollten den Feind besiegen und nicht die Schlacht durch die Annahme dieses Waffenstillstandes beenden. Napoleon sagte aber „es wurde schon genug Blut vergossen“ und nahm das Angebot trotz ihrer einstimmigen Entscheidung an. Er hatte Recht. Die Auseinandersetzung hatte mehr als 3000 Leben der Franzosen und ihrer Verbündeten und mehr als 5000 Leben der Soldaten von Kaiser Franz gekostet. Um halb acht Uhr abends ordnete der französische Kaiser den Waffenstillstand an. Seine schriftliche Form wurde dann auf dem hiesigen Gutshof in den frühen Morgenstunden des 12. Juli 1809 geschlossen. Der erwähnte Gutshof ist heute in Privatbesitz. Er liegt in der Nähe der Kreuzung nach Kuchařovice. Eine Informationstafel erinnert hier an die historischen Ereignisse.

Sobald alle Angelegenheiten bei Červený dvůr geregelt waren, machten sich die Adjutanten beider Stäbe auf den Weg zu den kämpfenden Truppen. Sie mussten den neu ausgerufenen Waffenstillstand schnell ausrufen und die Kämpfe anhalten. Zahlreiche Korps ignorierten aber den Waffenstillstand. Manche setzen sogar die Kämpfe fort. Das Znaimer Waffenstillstandsabkommen wurde für die Dauer eines Monats und mit einer vierzehntägigen Frist für eine eventuelle Aufkündigung geschlossen. Seine Bedingungen waren für Österreich sehr hart, ähnlich wie auch nach der Schlacht bei Austerlitz. Die Franzosen beanspruchten die Regionen Znaim und Brünn. Österreich musste außerdem umfangreiche Teile seines Gebietes aufgeben, was im Oktober 1809 endgültig durch den Frieden von Schönbrunn bestätigt wurde.

Bei Znaim hätte nicht gekämpft werden müssen

Eine Sache an der Schlacht bei Znaim ist paradox. Aus zahlreichen historischen Quellen geht nämlich hervor, dass es gar nicht zu den Kämpfen kommen musste. Kaiser Franz hatte nämlich auch diesmal den Fürsten von Liechtenstein mit einem ersten Angebot auf Waffenstillstand entsandt, und zwar schon am 7. Juli. Der Vermittler konnte aber Napoleon nicht finden, da ihm die französischen Befehlshaber der Korps nicht sagen wollten, wo sich der Kaiser genau aufhielt. Wenn ihn Liechtenstein aber doch erreicht hätte, wäre der Waffenstillstand wahrscheinlich um einige Tage früher vereinbart worden und die Schlacht von Znaim hätte nicht mehr stattgefunden. Die Vergangenheit können wir aber nicht mehr ändern. Was Sie aber sicherlich tun können ist, dass Sie auf den Spuren von Napoleon nach Südmähren aufbrechen können.

Falls Sie sich für einen Ausflug nach Suchohrdly entscheiden, sollten Sie den Glockenturm („Zvonička“) aus dem Jahr 1829 besuchen. Interessant an diesem Kulturdenkmal ist die „Glocke der Freiheit“, die nach den Slawenaposteln Kyrill und Method benannt ist. Für nähere Informationen über die Gemeinde und ihre Umgebung können Sie das Informationszentrum in Suchohrdly aufsuchen, das im so genannten Havran-Haus zu finden ist. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Haus an Indra Bohuslav, dem Befehlshaber der Partisanen, übergeben, dessen Spitzname „Havran“ (zu Deutsch „Rabe“) war. Als er die Gemeinde verließ, schenkte er ihr das Objekt. Heute befinden sich im rekonstruierten Gebäude die Bibliothek, Unterkunftsräume und ein Weinkeller, der gemietet werden kann. Es finden hier auch verschiedene Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt.